Jouer collectif!
Creating together
Was geschieht, wenn Kunstschaffende beschliessen, gemeinsam statt im Alleingang tätig zu werden? Die Ausstellung Jouer collectif! zeugt von der Dynamik des Zusammenwirkens anhand der Arbeiten von zehn in der Schweiz tätigen Künstlerkollektiven. Mit vereinten Kräften erfinden sie neue Produktionsweisen, intensivieren den Austausch und verbinden Ideen und Fachgebiete auf spielerische Weise.
Die auf diesem Zusammenspiel beruhenden Werke zeichnen sich durch ihre formale Vielfalt aus und bilden gemeinsame Forschungsräume, in denen verschiedene Medien (Malerei, Skulptur, Fotografie, Video, Installation) aufeinandertreffen. So betätigen sich die Kunstschaffenden auf einem Spielfeld, das die Grenzen zwischen den Fachgebieten zum Verschwinden bringt, und stellen mit ihren Interventionen die Vitalität einer sich ständig erneuernden kollektiven Kunst unter Beweis.
Ausstellungskurator:
Filipe Dos Santos assistiert von Damien Spozio
Mit der Teilnahme von:
- Apian
- collectif_fact
- collectif facteur
- Fragmentin
- Institut créole
- jocjonjosch
- MALM
- Nostal Chic,
- Post
- Stirnimann-Stojanovic
Vernissage
Freiatag 4. Juli, um 18.30 Uhr
Die Kunst, gemeinsam zu gestalten
Seit etwa zehn Jahren wird die Kunstszene von immer mehr Kollektiven mit variabler Zusammensetzung belebt. Sie stellen die romantische Figur des einsamen Künstlers in Frage und verstehen das kreative Schaffen als gemeinsamen horizontalen Akt. Ein Kollektiv ist nicht einfach eine Gruppe von Individuen, die Seite an Seite arbeiten: Es versteht sich als konzeptionelle, poetische und politische Antriebskraft, als Raum, in dem andere Wege der Produktion, des Austauschs und der Verbreitung von Kunst entwickelt werden.
Im Gedenken an die Erfahrungen der Künstlerkolonie, die das Schloss Gruyères vor 175 Jahren beherbergte, vereint Jouer collectif! zehn in der Westschweiz tätige Künstlerkollektive. Die Ausstellung lädt dazu ein, die Vielfalt der kreativen Zusammenarbeit zu entdecken, die heute die Konturen der zeitgenössischen Kunst neu definiert. Anhand von Installationen, Videos, Editionen, Performances und Klanginstallationen erkundet die Schau die Ergebnisse der kollektiven Schaffensprozesse und die Gründe, warum Kunstschaffende gemeinsam tätig werden.
Über die Vielfalt ihrer Vorgehensweisen hinaus hegen diese Kollektive den gemeinsamen Wunsch, den Begriff des Urhebers oder der Urheberin zu überdenken. Für sie ist das Werk nicht mehr das Ergebnis einer einzigen Person, sondern eines gemeinsamen schöpferischen Prozesses: ein Zusammenspiel von Gesten, Reflexionen, Recherchen und Austausch. Die männliche oder weibliche Urheberschaft wird zu einer – manchmal anonymen – gemeinschaftlichen Tätigkeit und bekräftigt damit eine politische Haltung, die mit dem in der Kunstgeschichte vorherrschenden individualistischen Erbe bricht. Diese Abwendung vom Ego ebnet den Weg für andere Formen des Experimentierens und eine neue Beziehung zu den Werken, die eher als gemeinsame, lebendige Räume denn als fertige Objekte wahrgenommen werden.
Indem diese Kollektive Themen wie Ökologie, digitale Wirtschaft, Bildproduktion, Erinnerung an Territorien oder Produktions- und Verbreitungsformen von Kunst erforschen, erfinden sie neue Arten, in der Welt zuhause zu sein. Ihre Arbeiten beleuchten die Wissensflüsse sowie die sozialen und ökologischen Dynamiken, die uns prägen, und laden uns dazu ein, anders zu denken, anders zu fühlen und Neues zu ersinnen.