Barbezat-Villetard
À hue et à dia
Das französisch-schweizerische Künstlerduo Barbezat-Villetard nimmt Schloss Gruyères mit einer spektakulären, für diesen Ort geschaffenen Installation in Besitz. Mit seiner Intervention bietet es uns eine räumliche und zeitliche Erfahrung an, die unsere Wahrnehmung der ehemaligen Grafenresidenz verändert. Die beiden nutzen die jahrhundertealte Architektur des Schlosses und interpretieren seine historischen Räume, um uns ein flüchtiges und sensibles Feld von Möglichkeiten vor Augen zu führen, in dem der Betrachter zu einem eigenständigen Akteur wird.
Kurator
Filipe Dos Santos
Vernissage
Donnerstag 2. Juli, um 18.30 Uhr
Mit der Einladung von Barbezat-Villetard in das Château de Gruyères sollte nicht nur ein außergewöhnlicher Präsentationsraum für ihre Arbeit geschaffen werden, sondern auch ein außergewöhnliches Erlebnis für die Besucher. Mit ihrer Installation, die sowohl minimalistisch als auch monumental ist, ist es den Künstlern gelungen, das besondere Gefühl zu erzeugen, dass das Werk, der Ort und die Zuschauer zusammen einen einzigartigen Moment schaffen.
Barbezat-Villetard
Camille Villetard (Paris, 1987) und Matthieu Barbezat (Nyon, 1981) leben und arbeiten zwischen Biel, Siders und Paris. Seit mehreren Jahren befasst sich das Duo in experimenteller Weise mit Räumen und Materialien, wobei es sich auf den geometrischen Minimalismus wie auf die Natur stützt. Das künstlerische Schaffen von Barbezat-Villetard wurde mit dem Preis der Fondation Irène Reymond (2017), dem Aeschlimann-Corti-Hauptstipendium (2016), dem Manor-Kulturpreis Sitten (2015) und dem Prix Mobilière (2020) ausgezeichnet.
Beyond perception
Das seit 2014 aktive Künstlerduo Matthieu Barbezat (*1981, Nyon) und Camille Villetard (*1987, Paris) schafft vorzugsweise ortsspezifische Werke. Eine blitzende Klinge durchschneidet transversal den Majoria-Turm in Sitten (a dissident room, 2015), geheimnisvolle abgestumpfte Säulen hängen im Pariser Centre culturel suisse von der Decke (Like ripples on a blank shore, 2017), Räume werden verdoppelt und in Nebel getaucht in der Kunsthalle Arbon (Erehwon, 2019). In allen Interventionen des Duos interagiert die Installation mit dem Raum und schafft eine physische Erfahrung, die dessen Wahrnehmung verändert.
In Anlehnung an die minimalistischen Künstler der 1960er-Jahre wie Robert Smithson und Daniel Buren schöpfen Barbezat-Villetard aus einem Repertoire einfacher Formen, um minimale, doch eindrucksvolle Kompositionen zu schaffen. Ihre stets ephemeren Installationen wirken verunsichernd und fordern die Betrachter*innen auf, einen Ort anders wahrzunehmen. Manchmal betonen die Arbeiten des Duos die räumlichen Besonderheiten, manchmal wirken sie als Filter, um ein besseres Verständnis zu ermöglichen oder dazu einzuladen, einer anderen Erzählung zu folgen.
Die von Barbezat-Villetard für Schloss Gruyères geschaffenen Werke spiegeln die vor Ort gewonnene Erfahrung der Künstler. Das Verständnis der historischen Stätte erfolgt zwangsläufig durch ein Prisma, das historisch oder kulturell sein kann. Es ist nicht einfach, einen Ort zu verstehen, der im Laufe der Jahrhunderte ständig bewohnt und immer wieder neu eingerichtet wurde, und die Lektüre, die er ermöglicht, wird stets durch sukzessive Veränderungen wie touristische Klischees gefiltert. Das Künstlerduo nutzt diese Komponente, um in Greyerz eine Installation zu schaffen, die uns einlädt, unseren Blick zu erneuern und den Ort neu zu erfinden.