Jon Merz
Le jardin d'eau
Das Schloss Gruyères lädt Jon Merz (*1981) ein, sich mit den Malern der ehemaligen Künstlerkolonie der Familie Bovy zu messen. Der Neuenburger Künstler, der an der Hamburger Hochschule für bildende Künste studierte, malt Erinnerungen an Landschaften oder Figuren ungewissen Ursprungs. In seinen Werken beruft er sich mit Leidenschaft auf die Pioniere der modernen und zeitgenössischen Malerei, um ihr Erbe im Prisma unseres Jahrhunderts zu überprüfen. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, welche die Eindrücke einer beobachteten Welt auf der Leinwand festhielten, geht er von der Abstraktion oder von mentalen Bildern aus. Mit schwungvollen Pinselstrichen lässt er ausdrucksstarke Landschaften voll lebhafter Reflexe entstehen, die an ein verlorenes Paradies zu erinnern scheinen, an eine Natur, in die der Blick eintaucht und sich köstlich ergötzt.
Kurator
Filipe Dos Santos
Vernissage
Freitag 5. Juli, um 18.30 Uhr
Jon Merz
Jon Merz (*1981 in Neuchâtel) lebt und arbeitet in Berlin. Der Maler studierte an der Hochschule der Künste in Bern und absolvierte den Master of Fine Arts an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Seit über zehn Jahren präsentiert er seine Arbeiten in der Schweiz und im Ausland. Jon Merz wurde für die Swiss Art Awards 2024 nominiert und für mehrere Residenzen ausgewählt.
Intime Landschaften
Der seit über zehn Jahren in Berlin arbeitende Neuenburger Künstler Jon Merz (*1981) kehrt für eine Saison in die Schweiz zurück, um uns die Tore zu einem malerischen Garten zu öffnen, den er kraftvoll bespielt. Seine Werke von teils beeindruckender Grösse nehmen die historischen Räumlichkeiten des Schlosses Greyerz ein und verzaubern unseren Blick mit Bildern schillernder und geheimnisvoller Landschaften, deren genaue geografische Lage nicht auszumachen ist. Zwischen Abstraktion und Figuration variierend, berufen Jon Merz’ Arbeiten sich auf die Meister der modernen westlichen Malerei. Vom Impressionismus bis hin zum Expressionismus schöpft der Künstler aus ihren Lehren, um uns seine persönliche Auffassung einer neu belebten und im Licht der heutigen Welt zu verstehenden Natur zugänglich zu machen.
Merz' Pinselstrich erinnert zeitweise an Monet, Munch oder Ensor, und dennoch ist seine Vorgehensweise deutlicher in der Fortsetzung der experimentellen Arbeiten von abstrakten Expressionisten wie Joan Mitchell zu verorten. Auch wenn die uns umgebende Welt in den Bildern des Künstlers aufgegriffen wird, so überträgt er dennoch nicht ihre materielle Wirklichkeit auf die Gemälde. Die Landschaften von Jon Merz entsprechen nie dem Bild einer physischen Realität oder einer exakten Beobachtung. Sie sind vielmehr das Produkt einer Geste, einer gedanklichen und abstrakten Komposition, aus der sich nach und nach eine Vision herausbildet, die zur Figuration tendiert. Der Maler findet Gefallen daran, winzige Indizien in seine Werke einzubauen, die die Wahrnehmung beeinflussen und das Bild einer inneren Welt eines möglichen Universums oder eines verlorenen Paradieses offenbaren.
Die schillernden, klaren und lebendigen Farben sowie die lebhaften Pinselstriche verleihen den Werken von Jon Merz einen lyrischen Hauch. Dennoch ist sein gesamtes Werk auch von einer diskreten Spannung durchzogen. Manchmal können Gesichter in Wolken wahrgenommen werden, manchmal treten sie in den Kompositionen noch offensichtlicher in Erscheinung. Eine wundersame Versammlung geisterhafter Gestalten versammelt sich auf der großen Plane in der Wachstube (Raum 3), ein Stillleben mit Schädeln erhebt sich über einem bequemen Tagesbett (Raum 13), ein Mond in Totenkopfform taucht eine Berglandschaft in sein Licht (Raum 17), während ein Totentanz eine Reihe von Radierungen zu beleben scheint (Saal B). Dieser ewige Kampf zwischen Licht und Dunkelheit zieht sich unterschwellig durch das gesamte Werk von Jon Merz, wobei der Lebensdrang sich aber immer gegen die Entfesslung des Bösen durchzusetzen scheint.