Marcel Rickli

AEON

11.03. – 11.06.23

Mit der Unterstützung von

Das Schloss Greyerz öffnet seine Pforten für AEON, ein visuelles Forschungsprojekt, welches Marcel Rickli seit 2018 unternimmt. In den Mauern der mittelalterlichen Burganlage präsentiert der Zürcher Künstler eine faszinierende Erkundung hochsensibler Orte, welche künftige Generationen unbedingt im Gedächtnis bewahren müssen.

Der Fotograf dringt in eindrucksvolle, doch diskrete, Bauten ein und zeigt Schauplätze wissenschaftlicher Experimente sowie Lagerstätten für radioaktive Abfälle aus der Stromindustrie, Medizin und Forschung. Zwischen Dokumentation und künstlerischer Gestaltung lüftet Marcel Rickli den Schleier über diesen neuen Gräbern der Ewigkeit, Denkmälern, die dazu bestimmt sind, die Bedrohung über Hunderte, sogar Tausende von Jahren wegzuschliessen. Mit seinen Bildern erprobt der Künstler auch unsere Fähigkeit, Informationen über einen Zeitraum zu übermitteln, der jenen der menschlichen Schrift überschreitet, und visualisiert, um auf die Gefahr aufmerksam zu machen, Kommunikationsweisen, die den Prüfungen der Zeit standzuhalten vermögen.

Kurator
Filipe Dos Santos

Marcel Rickli

Seit 2011 erkundet Marcel Rickli (*1986) die Weise, wie wir unseren Planeten radikal verändern. Der Bedarf der Menschheit an Energie und Ressourcen sowie die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Umwelt mit ihren oft schwerwiegenden und irreversiblen Folgen sind das Leitmotiv seiner Arbeit. Seine Fotoserien dokumentieren auf eindrucksvolle Weise das Anthropozän, die Epoche, in welcher der Mensch zum wichtigsten Einflussfaktor auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse unseres Planeten geworden ist.

 

AEON

Mit AEON setzt sich Marcel Rickli mit der Problematik der Entsorgung von Atommüll auseinander. Die Entsorgung dieser tödlichen Abfälle, die eine Gefahr für die Biosphäre während Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden darstellen, ist mit der dringenden Notwendigkeit verbunden, zukünftige Generationen darüber zu informieren. 

Marcel Rickli reiste durch ganz Europa und besuchte Deponien und Forschungslabors in Finnland, der Tschechischen Republik, Grossbritannien und der Schweiz. Von seinen Reisen brachte er Bilder der Baustelle des ersten Endlagers für hochradioaktiven Atommüll, Aufnahmen verblüffender Sicherheitsbehälter oder scheinbar friedlicher Landschaften mit, unter denen unvorsichtigerweise giftige Überreste gelagert wurden. Neben diesen monumentalen Dispositiven richtet er seinen Blick auf Materialien, die Strahlung eindämmen und deren physikalische Eigenschaften vor Gefahren schützen können, oder inszeniert in seinen Werken nicht dokumentierte Geschichten.

Beruft sich das Projekt auf den menschlichen Genius, der zunächst in den Dienst der Erzeugung von Atomenergie und dann der Behandlung der Folgen gestellt wurde, so betont der Künstler auch die Auswirkungen dieses Vorgehens auf die Zeit. Die Serie, deren Titel AEON «für die Ewigkeit» bedeutet, betont die Verpflichtung, das Verfahren über einen Zeitraum von Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden durchzuführen. Sie wirft die Frage auf, wie die Erinnerung an diese Vorrichtungen an künftige Generationen weitergegeben werden kann und welche Kommunikationsformen unbedingt entwickelt werden müssen, um die Weitergabe der Informationen zu gewährleisten. Die im Hinblick auf die Nuklearzeit noch junge Geschichte der Schrift und der menschlichen Sprachen kann diese Bewahrung nicht garantieren. Aus diesem Grund beruft sich Marcel Rickli auf die Arbeiten von Philosophen, Semiotikern oder Schriftstellern und setzt Vorschläge für Kommunikationsweisen, die dem Zahn der Zeit trotzen können, in Bilder um. Da sich Sprache und Kultur ständig verändern, untersucht er die Materie und das Formenrepertoire, um verschiedene Arten von Signalen mit universeller Reichweite zu formen, zu modellieren und zu testen.

Avec le soutien de

Château de Gruyères

Rue du Château 8

1663 Gruyères

Ouvert tous les jours

9h - 18h (avril - octobre)
10h - 17h (novembre - mars)