Laurence Kubski

Crickets

01.04. – 18.06.23

Mit der Unterstützung von:

Als Musikant, Kämpfer oder Glücksbringer nimmt die männliche Grille seit mehr als einem Jahrtausend einen wichtigen Platz in der chinesischen Tradition ein. Anlässlich der Photo Esplanade setzt sich die Fotografin Laurence Kubski mit dieser Leidenschaft auseinander, die auch heute noch das Reich der Mitte entflammt. Grillen werden nicht nur wegen ihres Zirpens, sondern auch aufgrund ihres Kampfgeists geschätzt. Die wertvollen Insekten, die manchmal für Tausende von Yuan gehandelt werden, treten in der Arena gegeneinander an, zur grössten Freude des Publikums, das trotz des Verbots gelegentlich diskret auf einen Sieger wettet.

In Crickets erkundet Laurence Kubski die Maisfelder in Shandong oder die riesigen Tiermärkte der Grossstädte. Die gebürtige Freiburgerin begegnet Insektenjägern, Händlern oder Sammlern und liefert eine Serie einfühlsam gestalteter Bilder, in denen sie die Beziehung der Chinesinnen und Chinesen zu diesem symbolträchtigen Tier auslotet.

Kurator
Filipe Dos Santos

Laurence Kubksi

Die aus Freiburg stammende Fotografin Laurence Kubski (1986*) hat ihr Diplom an der ECAL (École cantonale d’Art de Lausanne) erlangt. In ihren Serien beschäftigt sich die Künstlerin mit den Beziehungen der Menschen zur Tierwelt und untersucht diesbezüglich die sozialen und wirtschaftlichen Praktiken verschiedener Kulturen. Ihre Arbeiten wurden in der Schweiz und im Ausland gezeigt, unter anderem in der Villa Noailles in Hyères, beim Copenhagen Photo Festival und bei den Rencontres de la Photographie d’Arles.

 

Crickets

Mit ihrer Fotoreihe Crickets beleuchtet Laurence Kubski die Leidenschaft der Chines*innen für die Grille – ein emblematisches Insekt, das zumal als Glücksbringer oder Musikant, zumal als Kämpfer und Star in winzigen, eigens für sie erbauten Arenen betrachtet wird.  

Für ihren melodischen Gesang besonders wertgeschätzt, bewohnen und beleben Grillen bereits seit dem 8. Jahrhundert chinesische Haushalte. Diese erstaunlichen Haustiere, die für Glück, Langlebigkeit oder ewiges Leben stehen, werden in kleinen Schachteln aufbewahrt und in der Tasche eines Kleidungsstücks verstaut, damit den ganzen Tag lang von ihrem «Gesang» profitiert werden kann. Ab dem 10. Jahrhundert stehen die musikalischen Insekten dann auch wegen ihres kämpferischen Temperaments hoch im Kurs. Es werden Grillen-Kämpfe organisiert : Duelle im Kleinstformat, die vor und mit einem faszinierten Publikum zahlreiche Geldwetten bewirken. Während der chinesischen Kulturrevolution (1966 – 1976) wurde die « Grillensitte », die als bürgerlicher Zeitvertreib und Symbol der Vergangenheit angesehen wurde, dann untersagt. Das Verbot wurde allerdings um 1980 wieder aufgehoben, mit Ausnahme der Wetten, die heute, wenn sie dennoch weiter praktiziert werden, in absoluter Diskretion stattfinden. Die Begeisterung für Grillen kommt gegenwärtig, wo die Chines*innen sich alte Traditionen wieder zu eigen machen, erneut mehr und mehr in Mode. 

Unsere Reise beginnt in der Provinz Shandong in der kleinen Ortschaft Sidian, die den Spitznamen « Hauptstadt der Grillen » trägt. Dort folgt die Künstlerin Grillenjäger*innen und trifft manchmal auf Mitglieder der Mafia, die unauffällig für Millionen von Yuan Insekten kaufen, die für illegale Duelle und Wetten bestimmt sind. Eine gute Grille kann in dieser Region im Nordosten des Landes, die dafür bekannt ist, die besten Kampfheimchen Chinas hervorzubringen, tatsächlich bis zu zwei Monatsgehälter einbringen. Das Abenteuer geht dann auf Tiermärkten und in den Strassen der Grossstädte weiter, in denen Laurence Kubski auf Sammler*innen und passionierte Kenner*innen dieser Insekten trifft. In wundersamen Arenen werden die kleinen Grillgladiatoren zunächst noch durch eine Trennwand getrennt, dann von ihren Besitzer*innen mit einem Zweig angestachelt, bevor sie unter den wachsamen Augen eines Schiedsrichters, der die Anzahl der Angriffe und Rückschläge zählt, nach den seit dem 13. Jahrhundert nahezu unveränderten Regeln kämpfen. 

Dieser altehrwürdigen und von der heutigen chinesischen Gesellschaft wiederbelebten Tradition begegnend, präsentiert Laurence Kubski auf der Esplanade des Schlosses Gruyères eine erstaunliche Bilderreihe. Anhand von Landschaften, Porträts und Szenen eines überraschenden Alltags seziert die Fotografin die Beziehungen der Chines*innen zu dem emblematischen Insekt. Laurence Kubski geht dabei über die Grenzen des Dokumentarischen hinaus und liefert eine feinfühlige Interpretation, binnen derer sie gravierte Stillleben sowie Bilder, die ebenso von der Machart der chinesischen Malerei als auch der westlichen Kunst geprägt sind, in ihre Reihe einfügt.

 

Mit der Unterstützung von:

Château de Gruyères

Rue du Château 8

1663 Gruyères

Ouvert tous les jours

9h - 18h (avril - octobre)
10h - 17h (novembre - mars)